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iPad Mischung für Soulfood mit dem Mackie DL1608

Heute kommt mal der erste Artikel in der Kategorie „Sound.“

Ich betreue als Tontechniker schon seit einiger Zeit nun die Band Soulfood. Nun war ein kleiner Gig in einem Sportheim angesagt und meine Herausforderung war es möglichst günstig und Platzsparend einen möglichst guten Sound hinzubekommen.

Ein paar Hintergründe und Informationen dazu:

PA:

Wenn es gut und günstig sein muss greife ich oft zu Concert Audio. Auch wenn die Modelle zum Teil recht unterschiedlich klingen und mich nicht alle ganz überzeugen, bieten sie dennoch einen für den Preis echt guten Klang.
Als Topteile kamen die CA V12 (12“ / 1“ Zweiwegsystem) zum Einsatz, kombiniert mit jeweils einem CA VB15 Subwoofer (15“ Langhub, 76mm Schwingspule).
Normalerweise hätte ich die Topteile mit den etwas größeren CA BX18 kombiniert, allerdings waren diese nicht mehr auf die schnelle Verfügbar. Da der Raum nicht besonders tief war hab ich mich dann bewusst für die 15“-Subs entschieden. Klanglich haben mich die VB15 zwar nicht so sehr überzeugt wie die BX18, aber insgesamt gab die Kombination mit den V12ern einen schönen runden Klang ab. Die V12 ist allgemein für dein Preis eine sehr coole Box die ich gerne und oft einsetze. Für den Preis auf jeden Fall absolut zufriedenstellend.

Monitoring:

Als Monitore kamen insgesamt 4 Wege zum Einsatz (1x Stereo, 3x Mono). Die Boxen dafür (von dB und  FBT) wurden direkt von der Band gestellt.

FOH:

Da der Platz wirklich sehr begrenzt war und das Budget auch gering ausfiel, musste ich kreativ werden: Als Konsequenz schraubte ich die Anzahl der Kanäle auf 16 Inputs runter. Mein erster Ansatz für das Mischpult war ein SiImpression16 inkl. digitalem Multicore. Um noch mehr Platz (und Geld) zu sparen, entschied ich mich später für das Mackie DL1608.

Das Mackie DL1608 ist ein „iPad Mischpult„. Es besteht aus einer Haupteinheit die über 16 Inputs und 8 Outputs verfügt. 16 Drehregler regulieren die Gains. Ansonsten sucht man vergeblich nach Fadern oder Knöpfen. Über iPad(s) kann nun das System gesteuert werden. Jeder Kanal (Ein und Ausgang) hat volles Processing (Gate, Comp, 4bändigen EQ, HPF, usw.), es sind 6 Aux-Mischungen möglich (global Post/Pre) und das Pult besitzt zwei interne Effekt-Kanäle (Reverb, Delay). Steuerbar ist es über mehrere iPads und es unterstützt Snapshots usw.

Das DL1608 hat seinen Platz direkt am Schlagzeug eingenommen. So hat theoretisch auch der Schlagzeuger Zugriff auf die Monitor-Mischungen. Durch die räumliche Nähe zur Band konnte ich zudem auf ein Multicore verzichten. Es kamen insgesamt 3 iPads zum Einsatz. Eins auf der Haupteinheit, und zwei als „FOH.“ Optional konnte die Band noch über das iPad ihre Monitore einstellen, was wir aber in diesem Fall nicht genutzt haben. Um die schlechten Effekte auszugleichen, habe ich noch einen Lexicon-Hall als externen Effekt eingebunden.

Mikrofonierung:

Die Mikrofonierung kommt bei Soulfood immer größtenteils von der Band selber, die aber über eine sehr hochwertige Auswahl an Mikrofonen verfügt:

Kick: Audix D6
Snare: Shure Beta57
Toms: Beyerdynamic Opus87
Overheads: Neumann KM184
Bass: DI
Gitarre/n: Stereo-DI
Sax 1+2: Mikrofone der Musiker
Solo: Neumann KMS105 – ausgetauscht durch Shure SM58
Moderation: mehrere SM58

Neumann KMS105 vs. SM58

Das Neumann KMS105 ist grundsätzlich ein wahnsinnig schönes Kondensatormikrofon für Solisten. Es arbeitet nicht zwingend mit jeder Stimme gut zusammen, aber im Falle von Soulfood harmoniert es sehr schön mit der Stimme der Solo-Sängerin. Umso erstaunlicher mag es erscheinen, dass wir uns schlussendlich für die Verwendung eines SM58 entschieden haben.

Wieso zieht man ein 100€ Mikrofon einem 500€ Mikrofon vor? Die Frage lässt sich leicht beantworten: Besondere Umstände erfordern besondere Mittel: Auf größeren Bühnen macht das KMS105 einen wunderbaren Job. In diesem Fall hatten wir aber stark mit Feedback zu kämpfen, da die Bühne recht klein und laut war, und zudem es viele Reflexionen von einer Fensterfront gab. Mit dem KMS105 war es in diesem Setting nur schwer möglich nötige Stimmpräsenz zu erzielen. Das SM58 ist hier deutlich robuster und als dynamisches Mikrofon weniger empfindlich. Für diese Umstände war es die besser Wahl, auch wenn ich im allgemeinen das KMS105 bevorzuge.

Fazit:

Das Mischen über iPads funktioniert in der Theorie sehr gut. Wenn es sich aber um einen etwas komplexeren Live-Gig handelt kommt man schnell an seine Grenzen. Oft muss man schnell Änderungen vornehmen, vor allem wenn man mit Live-Effekten arbeitet. Hierbei stört die Sekunde die man braucht, um zwischen zwei Mischungen (Fx-Send und LR zB) zu wechseln und dann eventuell noch zum gewünschten Kanal zu scrollen. Ich habe schlussendlich hierfür zwei iPads nebeneinander gelegt, um die „wichtigen“ Kanäle immer im Blick zu haben.

Das DL1608 klingt grundsätzlich für den Preis ganz gut, lediglich die Effekte lassen sehr zu wünschen übrig. Die Bedienung der App ist bis auf ein paar Handgriffe sehr intuitiv. Die App selber lief bei mir recht stabil, wobei sie sich einmal kurz aufgehängt hat.

Für kleine unkomplizierte Gigs ist das DL1608 oder ein vergleichbares Produkt durchaus eine gute Option: Es spart viel Zeit und Aufwand. Für komplexeres Arbeiten eignet es sich eher schlecht. Hier sind Hardware-Fader einfach noch immer die bessere Wahl.

Die Concert-Audio-PA begeistert mich nach wie vor in Anbetracht des Preises, auch wenn die VB15 meiner Meinung nach ein wenig Schwach ausfielen.

Die Wahl des SM58 gegenüber dem KMS105 beweist wieder einmal mehr, dass man sich nicht nur am Preis und dem Namen von Produkten orientieren sollte, sondern immer nach der besten Lösung für die gegebenen Umstände suchen sollte, auch wenn man hierzu vielleicht unpopuläre oder untypische Entscheidungen treffen muss. Am Ende zählt nicht welches Equipment auf der Bühne steht, sondern wie es vor der Bühne klingt.

Von Luke

Blogautor, Webdesigner, Programmierer, Tontechniker, Kameramann, Musiker, Christ, und vieles mehr

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