Es ist nun schon das dritte Mal, dass ich mit Adonia in Altensteig war. Diesmal aber mit neuem technischem Setup, bereitgestellt von Sound for Jesus Veranstaltungstechnik (SFJ). Dieser Artikel schildert einige der gesammelten Erfahrungen mit der PA, den Mikrofonen, der Chormischung und dem Einsatz eines Multibandkompressors/Dynamic EQs und viel mehr.
Update 2015-07-20: Habe noch ein kleines Audio-Snippet vom letzten Konzert hinzugefügt.
TWAudio PA SYS ONE und CONCERT AUDIO
Für mich war es bei Adonia endlich mal ein Systemwechsel von NEXO zu TW Audio. Man kann darüber streiten ob diese Marken in der selben Liga spielen, aber im direkten Vergleich der beiden Systeme gewinnt in diesem Fall für mich eindeutig TWAudio. Aber ich gebe zu: die PA SYS ONE (4 x Doppel15“ Subs + 2 x Doppel12“ Tops) mit der kleinen NEXO Adonia PA (2 x Doppel15“ Suns + 2 x 10“ Tops) zu vergleichen ist nicht ganz fair. Fakt ist auf jeden Fall: Für diese Anwendung und die Konzertgrößen war die PA SYS ONE deutlich besser dimensioniert.
Das Monitoring kam wenn man so will vom Vorgänger von TWAudio: Concert Audio. Ich persönlich mag die V12 Box sehr. Mit 4 Stück starteten wir ins Camp und haben schlussendlich auf 2 Stück für die Tour reduziert. Die Band lief komplett über InEars.
Material PA:
4 x TWAudio B30 Subwoofer
2 x TWAudio T24 Topteil
2 x TWAudio M15 (verschieden eingesetzt: Delay/Fill/Monitor)
4 (Camp), 2 (Tour) x CONCERT AUDIO V12 (Monitoring/NF)
7 x InEar Fischer Amp
Band
Die Band war wie immer wild zusammengewürfelt aus erfahrenen Musikern und ganz frischen, jungen Hobbymusiker. Das ist zwar nicht immer leicht, aber gerade das macht es so spannend! Das Ergebnis kann sich sehen und vor allem hören lassen: Was diese Jungs (und Mädchen) in der Woche auf die Beine gestellt haben war echt fett!
Besetzung: Drums, Bass, Akustikgitarre, E-Gitarre, Keyboards, Piano, Flöte, Geige.
Viele Sennheiser Mikrofone
Normalerweise ist meine Mikrofonierung relativ Shure-lastig. Dies liegt zum einen daran, dass ich von dieser Marke durchaus überzeugt bin, zum anderen aber an den Verleihern mit denen ich zusammenarbeite.
Durch den Material-Support von SFJ war diesmal deutlich mehr Sennheiser am Start und ich muss sagen, dass ich hier sehr positive Erfahrungen gemacht habe.
Am Schlagzeug bevorzuge ich nach wie vor die Kombination von Beta52+Beta91 gegenüber e602+901. Aber die Funkstrecken von Sennheiser hauen mich echt um: Die HSP4-Headsets sind unglaublich Feedback-Resistent und klingen echt gut, allerdings ziemlich spitz. Ein Pult mit DeEsser und/oder ein Multiband-Kompressor/Dynamic-EQ sind hier doch sehr von Vorteil. Insgesamt haben mich sowohl die Taschen- als auch die Handsender echt überzeugt: Sie fühlen sich unglaublich hochwertig an, sind netzwerkfähig, robust und klingen gut. Auch die Gesangs-Mikrofone taugen was: Das e865 brachte die Gesangs-Soli wunderschön zur Geltung.
Neben Sennheiser waren hatten wir ein breites Gemisch an Mikrofonen. Von Rode, über Shure, AKG, Sennheiser, Bayerdynamic bis hin zu Audio Technica war alles vertreten.
Die Rode NT5 werden ja wirklich oft am Chor verwendet. Adonia nutzt hier von Shure die KSM137, die mich klanglich deutlich mehr überzeugen. Aber auch hier ist der Vergleich nicht ganz fair, da die KSM137 mehr als das Doppelte kosten.
Kondensator und dynamische Mikrofone am Chor
Grundsätzlich arbeitet man bei Adonia mit meist 8 Kondensator-Mikrofonen als Overheads. Hierüber lässt sich auch ein sehr schöner Chor-Sound zaubern. Mit einer rockigen druckvollen Band kommt man aber in einigen Hallen da schnell mal an die Grenzen. Nicht zuletzt durch die Feedback-Anfälligkeit muss man die Mikros doch oft sehr beschneiden.
Ich persönlich versuche nach wie vor 80% des Chor-Sounds über die Overheads zu erzeugen. Dazu habe ich acht dynamische Mikrofone (Shure SM58) über die ich dann noch etwas „Druck“ und Sprachverständlichkeit nachschieben kann. Wenn es dem Chor an Fülle fehlt, lässt sich hier mit einem klugen Delay-Setting auch noch einiges rausholen.
Die große Gefahr ist hierbei sich zu sehr auf die Einzelmikrofone zu verlassen. Dann klingt der Chor schnell dünn und besteht eben nur noch aus 8 deutlich identifizierbaren Einzelstimmen.
Prinzipiell (nicht bei Adonia) habe ich den Spieß aber oft schon umgedreht und den Chor-Sound zu 80% aus den Hand-Mikrofonen (dann oft mehr als 8) mit Delays erstellt und die letzten 20% an Brillanz oben rum mit den Overheads gemacht. Zumindest für Adonia bevorzuge ich aber die Overheads, auch, weil der Chor nur maximal zweistimmig singt, und ich daher hier weniger tonale Trennung habe.
Tipp: Die Handmikrofone lassen sich gut auf die Monitore geben. Somit bekommt ein unsicherer Chor etwas Hilfe.
Pultwechsel: Vom Yamaha M7CL zum Allen & Heath iLive
Hier scheiden sich die Geister: Die einen lieben Yamaha, die anderen hassen es. Genau so mit Allen & Heath. Ich persönlich bin mit der Soundcraft vi-Serie und den Allen & Heath Pulten groß geworden und komme deshalb mit dieser Arbeitsweise viel besser zurecht als mit der CentralLogic von Yamaha.
Somit habe ich das iLive doch sehr genossen. Die Flexibilität der Layer, die große Anzahl an Effekten & Plugins, die autark arbeitende Stagebox usw.
Gerade die Stagebox war echt praktisch. Nach dem Konzert hat der Drummer an seinen Click mein iPhone angeschlossen und Musik wurde darüber auf die PA gegeben. Im selben Moment konnte ich das Pult ausschalten und mit dem FOH-Abbau beginnen.
Das Wunderkind: Multiband-Kompression/Dynamischer EQ
Hier überzeugt das iLive mich wieder einmal mehr. Ich hatte ja schonmal geschrieben, dass meiner Meinung nach Multiband-Kompression 80% am Chor-Sound macht.
Das iLive hat einen sogenannten Dynamic EQ, der ähnlich wie ein Waves C6 ist. Das schöne hierbei (im Vergleich zu Outboard Equipment): Man kann in die einzelnen Bänder reinhören und bekommt ein sehr schönes visuelles Feedback von dem, was das Plugin tut.
Dieses Jahr habe ich echt nur wenig EQ an den einzelnen Mikros vorgenommen und das allermeiste über dieses Plugin gemacht. Ich glaube der Chor klang gut ;) Leider hatte das iLive in meiner Konfiguration nicht die Kapazität viel mehr Instanzen davon zu verwenden, sonst hätte ich gerne auch den Drums usw. noch einen spendiert. Hier freue ich mich auf den bereits angekündigten Nachfolger dLive.
Fazit
Die Tour war klasse. Mit diesem Equipment und einem super guten Team dazu hat die Tour richtig Spaß gemacht. Gutes Equipment ersetzt nicht einen guten Techniker und so waren einige Konzertorte dennoch ziemlich anspruchsvoll und mussten wir teilweise sehr kämpfen einen guten Sound hinzubekommen. Dennoch hat das mit diesem Equipment deutlich besser geklappt:
Einen Konzertort habe ich nun zweimal mit dem Yamaha/NEXO-Setup bestritten und diesmal mit TWAudio/Allen&Heath. Das Feedback der Besucher war eindeutig positiv: Der Klang war anscheinend deutlich besser als die Jahre davor. Das war auch mein Eindruck, auch wenn es die Jahre davor hoffentlich nicht „schlecht“ klang ;-) aber die größere PA und der Multiband erleichtern doch manches.
Audio-Snippet
Hier noch ein kleiner Mitschnitt des letzten Konzerts. Die Aufnahme entspricht der Stereo-Summe die aus dem Pult kam und wurde nur minimal mit dem Waves L2 und einem Equalizer bearbeitet.
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Einige Bildeindrücke